Heute ein kurzer Rückblick auf mein letztes Wochenende, das ich mal eben in Montréal (ja, die Stadt in Kanada, in der Menschen Nordamerikaner:innen sind, aber ein entzückendes Französisch sprechen) verbringen durfte. Ich werde oft gefragt, wie ich das so „handle“, mal kurz den Kontinent zu wechseln. Mmh, es ist einerseits Gewohnheit, aber andererseits auch eiserner Wille, dass ich mein normales „Leben“ nicht – oder zumindest nicht ganz – meinen Reisen unterordne. Ich reise gerne, atme mit Freude die Luft anderer Städte, spüre die Energie bzw. Vibes, sauge all dies auf und bewahre es. Ich bin jedoch sehr glücklich in meiner Heimat mit meiner Familie und so ist all das Reisen immer, mit der Freude nach Hause zu kommen, gekoppelt. Und das macht es so leicht: Ab in den Flieger (dieses Mal drei (!!!!) verschiedene), per Öffis in die Stadt, alles aufnehmen – inspiriert zurückkehren (wieder mit drei (!!!) Flügen). Und es hat sich gelohnt: Ich war dieses Mal unterwegs, um die Compagnie Rubberband unter der künstlerischen Leitung Victor Quijada zu sehen. Wir haben die Vertretung kurz vor Pandemiebeginn übernommen und wie es halt so ist, konnten wir noch keine Tournee planen … Das soll nun anders werden.
Auf dem Programm stand das 20jährige Jubiläum mit einer neuen Produktion Reckless Underdog, choreographiert von Victor Quijada, mit Musik von Chilly Gonzales, Kid Koala und Vlooper d'Alaclair Ensemble, einem atemberaubenden Lichtdesign von Jon Cleveland und nicht minder beeindruckenden Kostümen, geschaffen von Cloé Alain-Gendreau.
Die Arbeit ist eine Choreographie in drei Akten, wobei jeder Teil ein einzigartiges Erlebnis bietet und drei verschiedene Welten, was den Bühnenraum, die ästhetischen Entscheidungen und die Musik angehen, abbildet.
Rubberband war früher, also Anfang dieses Jahrtausends eine kleine Gruppe von professionellen Performer:innen, die ihre Wurzeln im Urban, Breakdance und Hiphop hatten. Mit der Zeit hat Victor Quijada eine Tanzsprache entwickelt, die sich in alle Richtungen des modern, contemporary und neoklassischen Tanz definieren lässt, aber eben NIEMALS die urbanen Wurzeln vergisst. Das bedeutet als unglaubliche Folge, dass sowohl Neoklassikenthusiast:innen, zeitgenössische Tanzliebende und auch die urbane Szene einen Zugang zu den Werken hat.
Und genau das wurde zum 20. Geburtstag perfektioniert:
Reckless Underdog, dass die Compagnie eben ein Rubberband ist – sie hält alles zusammen, kann sich ausdehnen, verändern, zusammenschnüren und immer wieder in die Ausgangsstellung zurückkommen. Dabei ist der erste Akt vom neoklassischen Ballett inspiriert, die von hellstem bis ins dunkelste Grau gehaltenen Kostüme erinnern an einen Hans van Manen / Balanchine-Mix (wirklich!) und sind durch ihre „Unfarben-Pracht“ ein wesentlicher Bestandteil: die Gruppe formiert sich immer wieder neu – steckt sich an, ergänzt sich und definiert die Regeln des Pas de deux in einer hellen, fast sterilen Umgebung neu. Im zweiten Teil dekonstruiert die
Break Cypher sich in einer düsteren, beklemmenden Atmosphäre, was ist Wirklichkeit, gibt es Opfer? Der dritte und finale Akt ist eine Explosion: Die Tänzer:innen sind als Einheit zu sehen, brechen aus, zeigen in kleinen Soli ihr unglaubliches Können im urbanen Tanz, um dann wieder in die Gruppe als pulsierende Masse zurückzuspringen.
Chapeau! – es war ein Vergnügen, Euch zweimal im Palace des Arts im Théâtre Maisonneuve zu sehen und zu erleben, wie bei ausverkauftem Hause 1.500 Menschen sich vor Jubel und Freude kaum noch halten können – Victor, das war ganz großes Theater, wie bei uns so gesagt wird.
In den sozialen Netzwerken können Sie uns jederzeit kontaktieren und erfahren regelmäßig mehr über unser Unternehmen.