Nun ist es also Wirklichkeit geworden ... Nachdem wir (NDKD) durch Vermittlung eines befreundeten Kollegen die Vertretung des Australian Dance Theaters (ADT) übernommen haben, konnte ich endlich nach mehr als 2,5 Jahren meine Reise nach Adelaide (South Australia) antreten. Über die Reise an sich, die kleinen Katastrophen und die riesigen Umbuchungen schreibe ich dann irgendwann mal einen eigenen Blog, das hat die Reise verdient. Wichtig ist nur, dass ich nach zwei Tagen (Zeitverschiebung) am Dienstagmorgen ankam. Das Wetter war grau und irgendwie erinnerte alles schon etwas an das herbstliche Bremerhaven, was ich gerade verlassen hatte.
Nach einem untauglichen Versuch der Akklimatisierung war es am Mittwochabend dann so weit und ich konnte das Preview von Savage sehen. Der Choreograph, Daniel Riley, seit Januar 2022 künstlerischer Leiter von ADT, hat sich mit dieser Arbeit möglicherweise ein kleines Denkmal gesetzt. Dazu muss man aber etwas Backgroundwissen haben. Denn die Ernennung Daniels ist schon ein wenig spektakulär gewesen, da er der erste First-Nation-Artist bei einer nicht First-Nation-Compagnie ist. Er hatte lange bei Bangarra Dance Theater getanzt, die ja die Gruppe schlechthin für Tanz und Kultur der 40.000 Jahre alten Tradition der Aborigines und Torres Strait Islanders ist. Aber ADT ist eben die älteste Tanzcompagnie für Contemporary Dance Australiens und hat bislang nur sehr „helle“ Leiter:innen gehabt, als da sind: Dr. Elizabeth Cameron Dalman OAM (1965 – 1975), Jonathan Taylor (1977 – 1985), Leigh Warren (1987 – 1993), Meryl Tankard (1993 – 1999) und Garry Stewart (1999 – 2021).
Nun also Daniel Riley und das Thema war eigentlich gesetzt: Umgang im jetzigen Australien mit der Vergangenheit. Um es gleich vorwegzunehmen, das Thema könnte auch einfach universell aufgefasst werden: Savage hinterfragt, welche Identität wir als Individuum haben und inwieweit unsere Heimat, in der wir leben, diese Identität aufgreift, begreift und existieren lässt. Job well done, wenn ich das so sagen darf. Die Kritikerin Alison Flett hat es in der Indaily Zeitung wie folgt zusammengefasst: „In seinem ersten großen Werk für das Australian Dance Theatre lässt der künstlerische Leiter Daniel Riley mit SAVAGE eine Bombe der Wahrheit platzen und sprengt die Systeme der Verwirrung und Verschleierung, die uns alle gefangen halten.“
Insgesamt viermal habe ich Savage sehen dürfen und ich habe es jedes Mal genossen, einerlei ob ich es von rechts, mittig oder links gesehen habe.
Und so freue ich mich darauf, dass wir SAVAGE in Deutschland 2024 präsentieren werden und wenn alles so klappt, wie sich die Schreiberin dieses Blogs so vorstellt, dann wird ADT nicht alleine hier touren, sondern eine weitere Compagnie an die Seite gestellt bekommen, denn eine Sache hatte ich noch nicht verraten – ADT hat nur 7 Tänzer:innen und die Choreographie ist für 16. In Adelaide hatten Absolvent:innen des Tanzstudiums der dortigen Uni mitgetanzt. Also … seid gespannt!
Und – was gibt es noch Interessantes zu berichten? Well, als ich in Adelaide am Flughafen ankam, war ich umgeben von durchtätowierten Menschen in Badelatschen mit Tank Tops, die Massen an Alkoholika in einer Tüte in der einen Hand trugen (aus Bali mitgebracht) – da habe ich mir gedacht, das kann ja was werden … Wurde es auch – und wie, Tank Tops habe ich dann zwar kaum gesehen, aber erstaunlich viele Menschen in Badelatschen bei nur 10°C und einige Tattoos, gerade die, die einen First Nation Bezug haben, sind schon spektakulär. Australien ist ein erstaunliches Land – nicht nur, dass die Sonne einfach andersherum aufgeht und die Menschen das „leider“ mit dem Straßenverkehr genauso wie die Brit:innen sehen, ist Australien das entspannteste Land, das ich bislang erlebt habe. Trotz der dringend erforderlichen Aufarbeitung der ganz eigenen Geschichte.
Im Juni 2023 werde ich voraussichtlich wieder dort hinreisen, dieses Mal mit Ziel Melbourne.
Ich freue mich.
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